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Live-Interview mit André Marx vom 17.01.2005 - Teil 2

Live-Interview mit dem Autor André Marx in einem gemütlichen Berliner Café 
Foto: 3fragezeichen.de

Bei den Vorbereitungen auf dieses Interview kam uns im Zuge der Toteninsel, in dem jede Kapitelüberschrift den Namen einer drei ???- Geschichte trägt, die Idee, es dir gleich zu tun und dir nach und nach zu jedem deiner Bücher die eine oder andere Frage zu stellen. Wir würden uns freuen, wenn du uns vielleicht zu der einen oder anderen Geschichte eine kleine Anekdote oder irgendeine Besonderheit erzählen würdest.
 

PoltergeistZu deinem ersten Buch "Poltergeist" hattest du uns ja bereits etwas gesagt, gibt es da noch irgendetwas Besonderes zu der Geschichte, was du uns erzählen könntest?

Wie war das mit "Poltergeist"...
Ich wollte da schon ganz klar sagen: Es geht auch ganz anders, weil ich die Bücher von Brigitte-Johanna Henkel-Waidhofer doch alle sehr ähnlich gestrickt fand. Ich wollte damit schon eine andere Richtung aufzeigen. Das war ein bisschen der Hintergrund dafür. Und dass ich dafür eine alte Figur reaktiviert habe, war der Aufhänger. Das hat dem Verlag erst mal gar nicht so sehr gepasst, glaube ich, aber letztlich fanden sie das Buch doch ganz gut, so dass es kein großes Problem war. Aber die sagten schon: Na ja, mach so was besser nicht noch mal. Woran ich mich nicht immer gehalten habe. Inzwischen darf ich das auch.
 

Spur des RabenZur "Spur des Raben" gibt es zwei Sachen, die uns brennend interessieren. Einmal die Idee mit dem Verstärker in dem Weinglas. Hast du das selbst ausprobiert?

Selbst ausprobiert, aber nicht selbst ausgedacht, sondern irgendwo geklaut. Ich weiß auch nicht mehr wo. Ich hatte es irgendwo her und dachte: Hey, das könnte ich doch super einbauen! Dann habe ich es aber auch ausprobiert, ob es überhaupt funktioniert. Es klappt schon irgendwie - der Ton wird besser, hatte ich das Gefühl, zwar nicht lauter, aber man kann es besser verstehen. Insofern fand ich das Experiment halb geglückt. Und dann habe ich mir einfach gedacht: Na ja, ich hatte die falschen Gläser.
 

Dann die Idee mit den Anagrammen (Wortumbildung durch Versetzen von Buchstaben oder Silben), das ist uns beim Lesen selbst erst gar nicht aufgefallen, dafür einer Freundin, der der Name Rita Lolyz (Liz Taylor) irgendwie bekannt vorkam. Wie kam dir die Idee? War das von Anfang an so gedacht, oder brauchtest du einfach ein paar Namen und wolltest nicht die Originalnamen verwenden, oder wie war das?

Das kann ich gar nicht mehr genau sagen, ich weiß aber noch, wie das vonstatten ging: Ich hatte ein, zwei Namen relativ früh - Rita Lolyz (Liz Taylor) war, glaube ich, dabei, und dann brauchte ich noch ein paar weitere. Mir fiel aber nichts mehr ein, und dann habe ich mir mit einer Freundin, mit der ich damals immer in die Mensa gegangen bin - da war ich nämlich noch Student - nach dem Essen beim Kaffee trinken Gedanken gemacht und Buchstaben hin und her geschoben. Wobei mein Favorit nicht Rita Lolyz, sondern Ophelia Nors ist. Ophelia Nors alias Sophia Loren finde ich viel, viel cooler.
 

Das brennende SchwertKam dir die Idee zur der Geschichte "Das brennende Schwert" im Zuge des Hype zu der anstehenden Sonnenfinsternis?

Nein, das war noch gar nicht im Gespräch.
Ich weiß gar nicht mehr - wie bin ich auf die Idee zu dem "brennenden Schwert" gekommen? Das kann ich euch gar nicht mehr genau sagen.
 

In der Widmung hattest du geschrieben: "Für Ströh - Danke für deine exzellenten Ideen zu diesem Abenteuer". Ist das Christian Strohkirch, der auch an der Idee zu dem Buch "Musik des Teufels" beteiligt war?

Ja genau, das haben wir zusammen entwickelt, also der Klassiker: abends zusammensetzen, ein bisschen Brainstorming, und dann kommt irgendwann was dabei raus, oder auch nicht. Stimmt, so war's.
 

Das leere GrabWar dir beim Schreiben der Geschichte "Das leere Grab" vom ersten Augenblick an klar, dass es sich bei dem Ehepaar Jonas nicht um Justus’ Eltern handeln wird, oder hast du für einen Moment mit dem Gedanken gespielt, die Geschichte doch anders ausgehen zu lassen?

Mit dem Gedanken gespielt logischerweise ja, weil ich immer so lange spielen muss, bis ich die logischste, aber auch gleichzeitig die überraschendste Lösung finde. Da war mir dann aber irgendwann klar: Es wäre zwar schon überraschend, wenn sie es wirklich wären, aber damit würde ich die ganze Serie mal kurz auf den Kopf stellen, und das wollte ich dann doch nicht. Mit dem leeren Grab bin ich nicht wirklich zufrieden. Das war ich auch von Anfang an nicht, weil ich nicht das bekommen habe, was ich eigentlich wollte. Ich wollte ein Psycho-Drama und habe dann aber an einer bestimmten Stelle gemerkt: Ich übertreibe es hier gerade ganz heftig, ich muss das zurückfahren. Und dann wurde es eine relativ simple Abenteuergeschichte im Urwald, was dann aber auch nicht komplett überzeugte. Es war so ein Mix aus zwei Sachen, die nicht besonders gut zusammen passten. Die Mischung fand ich auch nicht gut. Da würde ich im Nachhinein sagen, das würde ich noch mal komplett anders machen. Ich weiß zwar nicht wie, aber irgendwie anders.
 

Könntest du dir vorstellen, die Geschichte noch mal neu zu schreiben, oder eher nicht?

Nein, zumal ich auch gar keine Lust dazu hätte, mich an der Geschichte noch mal zu versuchen. Dafür finde ich sie im Nachhinein wirklich nicht aufregend genug. Das ist schon ein Experiment gewesen, was ein bisschen schief gegangen ist. 

Wir waren beim Lesen der Geschichte so begeistert von deiner Beschreibung, wie das Flugzeug über den Tafelberg fliegt. Hast du das selbst erlebt oder ist das komplett ausgedacht?

Zu diesem Zeitpunkt saß ich noch nicht mal jemals in meinem Leben in einem Flugzeug. Das ist alles komplett ausgedacht. Ich habe mir Reiseführer und Bildbände angeguckt. Mein Bruder war mal in Venezuela und hat ein bisschen was erzählt, wie es da so aussieht. Tja, daran habe ich mich entlang gehangelt. Wahrscheinlich sieht dort alles komplett anders aus, ich hab keine Ahnung.
 

Wir haben uns auch ein paar Bilder angeguckt, es liest sich doch sehr überzeugend.

Wahrscheinlich habt ihr die gleichen Bilder gehabt wie ich.
 

Geheimsache UfoWarum unterscheidet sich der Buchtitel "Geheimsache Ufo" vom Hörspieltitel (GeheimAKTE Ufo)?

Der Buchtitel hieß ursprünglich auch Geheimakte Ufo. In letzter Sekunde, als ich das mitbekam, habe ich gesagt: "Liebe Leute, können wir das bitte noch ganz schnell ändern, denn es kommt überhaupt keine Akte in dieser Geschichte vor. Können wir das nicht in Geheimsache Ufo umbenennen?" Das hat den Verlag überzeugt, und dann haben sie es noch schnell geändert. Aber irgendwie ist diese Änderung nicht an Europa weitergereicht worden.
 

Also, eigentlich nur ein Zufall?

Ja, die dachten halt, es bliebe bei Geheimakte Ufo und deshalb ist das Hörspiel dann unter diesem Namen erschienen.
 

Meuterei auf hoher SeeDas Buch "Meuterei auf hoher See" mögen wir sehr gerne. Trotz alledem erinnert es nicht nur uns ein wenig an den Film "Abyss"

Sowas...
 

Bist du ein Fan von diesem Film?

Ja. Das Buch gehört in die Kategorie "Besser gut geklaut, als schlecht erfunden", wobei natürlich auch da die Leute teilweise sagen, es ist nicht mal gut geklaut, sondern einfach nur geklaut, aber ich mag es. Witzigerweise ist ja eigentlich jedes Buch geklaut. Nur in den wenigsten Fällen merken die Leute, woher. In diesem Fall haben es eben viele Leute gemerkt. Ich warte immer darauf, dass sie auch bei den ganzen anderen Büchern merken, wo ich mich habe inspirieren lassen. Es geht auch gar nicht anders. Kein Autor dieser Welt kann mir erzählen, dass er eine Geschichte komplett aus sich selbst heraus geschrieben hat. Letztlich lässt man sich immer von etwas inspirieren und beeinflussen, mal mehr, mal weniger. Das ist vollkommen klar.
 

Musik des TeufelsEine unserer Lieblingsgeschichten ist "Musik des Teufels". Wie entstand die Idee zu "Peisinoes Gesang"? Ist das sozusagen wieder selbst ausgedacht?

Das war nicht einfach nur ausgedacht, es war schon hart recherchiert oder nachgedacht. Ich hatte die Idee mit der Geige und habe dann überlegt: Um das alles ein bisschen plastischer zu machen, braucht diese Geige einen Namen. Dann habe ich angefangen zu gucken, ob es so was überhaupt gibt und musste dann feststellen, eigentlich nicht wirklich. Geigen haben keine bestimmten Namen oder etwas Ähnliches, welchen z. B. alle Musikwissenschaftler kennen. Das war mir dann aber egal, ich wollte nicht immer "die Stradivari" schreiben, also habe ich nach einem Namen gesucht. Das war dann ganz viel Arbeit, weil ich überhaupt nicht wusste, wie dieses Instrument überhaupt heißen könnte. Irgendwann kam ich auf die Idee mit den Sirenen aus der griechischen Mythologie. Haben die überhaupt Namen? Sie haben welche, und dann habe ich mir halt einen ausgesucht. Daraus wurde "Peisinoes Gesang". Es war weder ein Geisterblitz, noch war es irgendwo abgekupfert, es war harte Arbeit.
 

In dieser Geschichte hat ja auch Jelena ihren ersten Auftritt. Hat es dir Spaß gemacht, Justus mal einen Charakter an die Seite zu stellen, der ihm ein wenig den Spiegel vorhält und ihm auch Paroli bietet?

Sehr, sehr großen Spaß sogar - nach wie vor.
 

Nacht in AngstDas Buch "Nacht in Angst" ist ja auch ein Buch, welches im Vergleich zu den anderen Büchern völlig anders ist. Eine Geschichte, die fast ausschließlich in einem Museum spielt. Wie entstand die Idee - hattest du beim Schreiben ein bestimmtes Museum im Kopf, welches sozusagen Pate stand?

Das Dinosaurierskelett im Foyer ist geklaut aus dem Naturwissenschaftlichen Museum in London, das steht da nämlich in echt. Ansonsten gab es eigentlich keine Vorstellungen oder Vorgaben. Der Rest ist eine Kopfgeburt. Bei "Nacht in Angst" war tatsächlich die Form vor dem Inhalt da. Ich habe schon lange vorher überlegt, ich müsste mal eine Geschichte schreiben, die in einer einzigen Nacht spielt oder an einem einzigen Tag. Das war die Ur-Idee. Ich hab dann ewig hin und her überlegt. Wie geht so was? Wie macht man so was? Und ich kam einfach nicht drauf. Da habe ich wirklich lange dran rum überlegt, mehrere Monate, immer wieder, und ich wusste nicht, wie ich es machen sollte. Dann hatte ich irgendwann die entscheidende Idee: "Teile und herrsche!" ist das Konzept. Das heißt, ich muss die drei ??? trennen, so dass ich zwischen den drei Figuren immer wieder hin und her schalten kann. Dann habe ich drei parallele Handlungsstränge, die dann auch 120 Seiten füllen können, ohne langweilig zu werden. Wenn sie alle drei zusammen gewesen wären, hätte es wahrscheinlich nicht funktioniert. Dass die Geschichte an einem Ort spielen muss, war auch klar, denn innerhalb einer Nacht kann man nicht großartig hin und her fahren. Dann bot sich irgendwann ein Museum an, und ich musste feststellen: Ich schaffe es nicht nur in 24 Stunden, sondern sogar in fünf Stunden. Das fand ich dann umso besser.
 

Tödliche SpurHast du bei der Geschichte "Tödliche Spur" eine Sekunde daran gedacht, den sympathischen Morton tatsächlich verunglücken zu lassen?

Ja, habe ich.
 

Wäre das gegangen?

Keine Ahnung, ich habe es ja letztendlich nicht gemacht. Aber ich habe schon drüber nachgedacht. Mir war auch nicht ganz klar, ob ich es wirklich machen soll, oder lieber nicht. Irgendwann habe ich mich halt dagegen entschieden. Das war übrigens, um mal eine Anekdote zu erzählen, ein Buch, was sozusagen in letzter Sekunde entstanden ist. Ich hab an irgendetwas völlig anderem gearbeitet, ich weiß gar nicht mehr woran, und es ging dann irgendwie weder vorwärts noch rückwärts. Ich kam mit der Geschichte nicht weiter, und der Abgabetermin rückte immer näher und näher, und dann habe ich irgendwann gesagt: O.k., alles zurück auf Anfang, du schmeißt das Ding komplett weg und fängst was ganz Neues an. Daraus wurde die Morton-Geschichte. Das habe ich dann in einem Affenzahn runter geschrieben. Mein persönlicher Rekord, so schnell habe ich nie wieder ein Buch geschrieben. Es drängte aber auch wirklich, ich musste ganz, ganz schnell fertig werden. Dass letztlich wirklich etwas dabei herausgekommen ist, überrascht mich eigentlich bis heute. Die Geschichte entstand völlig aus dem Nichts heraus. Es gab keinen Plan, es gab eigentlich gar nichts. Ich hab einfach angefangen und dachte: Da musst du jetzt irgendwie durch.
 

Der Feuerteufel"Der Feuerteufel" - Edgar Allen Poe, Lovecraft, bist du selbst ein Fan der alten Klassiker? Gibt es da jemanden aus dieser Riege, den du besonders magst?

Lovecraft habe ich eine Zeitlang sehr gemocht und auch Einiges gelesen, aber im Nachhinein finde ich ihn eigentlich nicht mehr besonders gut. Edgar Allen Poe habe ich nie großartig gelesen, aber eigentlich habe ich mich weder an dem einen noch an dem anderen orientiert.
 

Die Figur Aaron Moore hat ja auf seinem Privatfriedhof Nachbildungen der Grabsteine etc. der großen Klassiker der Gruselliteratur.

Ja, dass stimmt, das hatte aber eigentlich keine weiteren Hintergründe. Ich wollte mal was Trashiges schreiben, es war ja schon so ein bisschen wie das, was Aaron Moore schreibt, groschenromanmäßig. Richtig viel Effekthascherei, richtig doof eigentlich, aber dafür lustig. Ich fand's vor allem lustig. Da steckt nicht viel dahinter, und das sollte es aber auch gar nicht. Es war einfach nur eine lustige Geschichte mit oberflächlichem Grusel, was bei den jüngeren Lesern auch gut funktioniert.
 

Labyrinth der GötterAuch ein Buch, welches wir sehr mögen, ist "Labyrinth der Götter"...

Oh ja.
 

...mit einem sehr guten, aber schon etwas tragischen Ende. Bist du selbst eher ein Freund von klassischen Happy Ends, oder magst du lieber die tragischen Enden?

Letzteres. Ich würde es viel öfter machen, wenn es in die Reihe passen würde. Passt es halt nicht, deshalb mache ich es auch nur selten, aber es macht mir eigentlich mehr Spaß.
 

Wir fanden es auch deshalb sehr gut, weil es ja eigentlich ein Mord war, der nur deshalb nicht mehr gesühnt werden konnte, weil der Verantwortliche bereits verstorben war. Jedes andere Ende hätte zu der Geschichte auch irgendwie nicht gepasst.

Im Nachhinein gefällt es mir auch wirklich gut, wobei ich beim Schreiben große Probleme hatte, deshalb auch die Zusammenarbeit mit Astrid Vollenbruch. Da hatte ich ursprünglich etwas im Kopf mit einem Meteoriten, der abstürzen sollte. Ich hatte mich an dieser Meteoriten-Idee festgebissen, das passte aber leider überhaupt nicht zum Rest. Dann habe ich ganz lange mit meiner Freundin Astrid telefoniert, und wir haben zusammen die "Labyrinth der Götter"-Geschichte entwickelt, und irgendwann sagte sie: "Weißt du was, den Meteoriten lässt du bitte komplett weg, der hat in der Geschichte nichts zu suchen, verabschiede dich davon." Das habe ich dann auch gemacht.
 

Das Geisterschiff"Das Geisterschiff". Eine ganz simple Frage eigentlich: Hast du den Namen Mr. Qin bewusst ausgewählt, sprich Qin nur mit "Q", weil es im deutschen kein Wort nur mit "Q" sondern immer nur mit "Qu" gibt oder haben wir uns das jetzt ausgedacht?

Nein, den Namen habe ich tatsächlich geklaut, es gibt diesen Namen. Es ist ein japanischer Nachname, glaube ich, den es wirklich gibt, den habe ich mal gelesen und fand ihn gut, also habe ich ihn eingebaut.
 

Das schwarze Monster"Das schwarze Monster", ein Buch, welches vielen nicht gefällt. Wir mögen es eigentlich ganz gerne, auch wenn es kein absolutes Lieblingsbuch von uns ist.

Ich habe es fast komplett verdrängt. Ich fand's damals beim Schreiben eigentlich auch lustig. Es fällt auch in die Kategorie "lustig", in die ich auch "Geheimsache Ufo" und den "Feuerteufel" stecken würde. Ich fand die ganze Geschichte irgendwie amüsant. Es kam letztlich bei den Leuten nicht besonders gut an, und ich hab es nie wieder gelesen, ich weiß deswegen gar nicht, ob es wirklich doof ist oder nicht. Ich kann nur sagen, dass die mangelnde Qualität, die vielen Leuten aufgefallen ist, daran liegen könnte, dass ich es unmittelbar nach meinem Umzug nach Berlin geschrieben habe. Da saß ich nämlich zwei Monate lang in einer winzigen Ecke, die von Umzugskartons umgeben war, die sich bis zur Decke stapelten. Es war absolutes Chaos um mich herum. Ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren. Ich habe es irgendwie runtergeschrieben und wahrscheinlich nicht besonders viel darüber nachgedacht. Das ist im Nachhinein meine Erklärung dafür, dass es nicht besonders gut geworden ist.
 

Ist der Name "Dunnerak" ein reines Phantasieprodukt von dir?

Nein, das hat eine Bedeutung. Ich habe ganz viel recherchiert über Innuit-Legenden. Es gibt da nicht besonders viel Aufregendes, eigentlich so gut wie gar nichts. Die Innuit sind irgendwie ein komisches Volk, die haben keine Legenden oder irgendwas besonders Spektakuläres in ihrer Geschichte. Das machte die Sache nicht gerade einfach, aber ich habe diesen Namen "Dunnerak" für irgendein mystisches Wesen irgendwo gefunden. Aber ich kann nicht mehr genau sagen wo, oder was das eigentlich für ein Vieh ist.
 

Botschaft von Geisterhand"Botschaft von Geisterhand" - Das Popol Vuh, um das es unter anderem in der Geschichte geht, gibt es ja tatsächlich. Wie zufrieden bist du selbst mit dem Buch?

Das "h" wird übrigens wie ein "ch" ausgesprochen, also Popol Vuch. Das wurde in der Hörspielfassung auch falsch ausgesprochen. Ja, ist ein doofes Buch, finde ich. In der Zeit, in der die drei Bücher "Geisterschiff", "Das schwarze Monster" und "Botschaft von Geisterhand" entstanden sind, da hatte ich tatsächlich meine erste richtig große Schreib-Krise. Deshalb sind wahrscheinlich alle drei nicht besonders gut geworden. Da war ich kurz davor, den Job hinzuschmeißen. Ich dachte: Mir reicht's, mit fällt nichts mehr ein, ich will nicht mehr, lasst mich mit dem Ganzen in Ruhe. Ich habe dann eine andere Herangehensweise für mich erarbeitet, seitdem geht es wieder. Das war so eine Phase, in der ich dachte: noch ein Fragezeichen, und ich spring aus dem Fenster... Das hatte ich seitdem auch nie wieder so heftig, toi, toi, toi. Das war meine kreative Tief-Phase.
 

ToteninselWie war das mit dem Jubiläumsband 100 "Toteninsel"? Endlich mal mehr als nur 128 Seiten. Wessen Idee war das - ist man auf dich zugekommen, weil du bereits zuvor so viele Bücher geschrieben hattest, oder wie war das?

Das ist alles komplett auf meinem Mist gewachsen. Jetzt muss ich mich mal ein wenig in die Brust werfen, weil ich darauf auch sehr stolz bin. Ich habe irgendwann mal gedacht: "Oh, demnächst haben wir ein Jubiläum, die Nummer 100 steht an. Wissen die das bei Kosmos überhaupt?" Dann habe ich mal angefragt, wir hatten gerade eine neue Lektorin, die sich gerade erst eingearbeitet hat in die ganze Materie, und dann haben wir uns das erste Mal persönlich getroffen. Da habe ich das Thema zur Sprache gebracht. Sie fragte, was man da normalerweise in solchen Fällen machen würde, und ich antwortete, dass wir einen solchen Fall noch nie hatten. Dann fragte sie, ob ich eine Idee hätte, und die hatte ich. Die Idee einer Trilogie hatte ich schon seit Jahren, nur hatte man mir bis dahin immer gesagt: Nö, das ist ein zu großes Risiko und verkauft sich vielleicht nicht, und deshalb wollen wir keine Trilogie. Aber zu Band 100 passte es. Ich sagte also: "Ich habe eine Idee, wie wär’s mit einer Trilogie?" Antwort: "Ja, super, klar, wieso nicht, schreibe mal ein Konzept, ich stelle das dann vor, und dann sehen wir, was sich machen lässt." Die neue Lektorin, Silke Arnold, hat sich mächtig ins Zeug gelegt, und so haben wir das dann irgendwie durchgeboxt. Es gab schon Zweifel im Verlag, und besonders schwierig wurde es bei den Kalkulationen. Es war nämlich noch völlig unklar, wie das Ding aussehen soll. In einem großen, dicken Band, oder in so einem schicken Schuber? Wir wollten natürlich alle den Schuber, aber das geht auch ins Geld, ein einzelner dicker Band wäre wesentlich billiger gewesen. Und dann war auch nicht klar, zu was für einem Preis der Jubiläumsband am Ende verkauft werden sollte. Er durfte nicht zu teuer sein, das hätte die Leute abgeschreckt. Na ja, das wurde alles schon sehr knapp kalkuliert. Das war schon ein Riesenaufwand, der dahinter steckte, auch hinter den Kulissen. Aber es hat funktioniert, und am Ende waren wirklich alle sehr zufrieden. Es hat sich auch gut verkauft, und die Rechnung ist von A bis Z aufgegangen, das war richtig gut. Das war mal ein voller Erfolg von Anfang bis Ende.  

Die Geschichte haut ja auch richtig rein. Hattest du teilweise Bedenken, dass die Geschichte mit einem skrupellosen Archäologen-Team, C.I.A., nachher mit den Hubschraubern auf der Insel, dass das ein bisschen dick aufgetragen sein könnte und das Buch dadurch im Endeffekt deshalb nicht so gut ankommen könnte?

Mir war das eigentlich klar, dass genau dieser Punkt, was im letzten Teil der Trilogie alles passiert, vielen Leuten nicht passen würde. Aber das war mir zu diesem Zeitpunkt wirklich egal, weil ich es richtig krachen lassen wollte. Ich wollte alles reinpacken, was irgendwie geht. Sowohl alle wichtigen Figuren, die man lange nicht gesehen hatte, das fand ich wichtig, und außerdem dachte ich: Das Ding ist dreimal so lang, es muss auch dreimal so laut krachen zum Schluss. Wobei mich die Toteninsel auch einige schlaflose Nächte gekostet hat, weil ich doch gemerkt habe, dass man das 128 Seiten-Muster, das man nach all den Jahren im Kopf hat, komplett über den Haufen werfen muss, weil es einfach nicht funktioniert. Dieser normale dramaturgische Aufbau haut bei so einem Dreiteiler nicht hin, man muss sich komplett neu reinarbeiten, reindenken und sich was Neues überlegen, damit das funktioniert. Das war schon wirklich hart. Ich hab da auch mehrere Versionen in die Tonne gekloppt, das war nicht ganz einfach. Es hat auch lange gedauert. Es hat länger gedauert als drei normale Bücher.
 

Obwohl wir ja mit Anfang 30 auch eher zu den älteren Lesern gehören, macht es uns immer noch sehr viel Spaß, die neuen Bücher zu lesen. Wir sind unheimlich gespannt auf das Buch deiner Freundin, der neuen drei ???-Autorin Astrid Vollenbruch, welches ja jetzt ebenfalls im Frühjahr erscheint.

Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen.

Es klingt auf jeden Fall sehr spannend. Da freuen wir uns wirklich drauf.


Doppelte TäuschungWaren die Gebrüder King aus dem Buch "Doppelte Täuschung" von Anfang an als Drillinge geplant?

Ja. Die Idee war: Ich mache mal eine Geschichte mit Zwillingen. Und dann habe ich überlegt: Zwillinge, klar, Verwechslungsgeschichte, man weiß nicht, wen man vor sich hat, und so weiter. Was machen wir daraus? Irgendwann kam ich auf den Gedanken, wie wäre es, wenn es Drillinge sind? Dann ergab sich der Rest eigentlich von selbst. Das ist z. B. auch ein Buch, das ich sehr gerne mag, und das bei vielen Leuten höchstens im Mittelfeld landet. Ich mag es gerne, ich finde es richtig witzig.
 

Das Erbe des Meisterdiebs"Das Erbe des Meisterdiebs" - Justus, der sich unsterblich in Brittany verliebt. Magst du es ganz gerne, zum Ende einer Geschichte die eine oder andere Frage offen zu lassen, um evtl. noch etwas Spielraum zu haben, die Geschichte später ggf. weiter erzählen zu können?

Nicht unbedingt, um sie weiter zu erzählen, sondern weil ich es mag, wenn man nach der letzten Seite noch ein bisschen was hat, worüber man nachdenken kann. Es würde zu weit gehen, wenn ich sage, ich will die Leser zum Nachdenken anregen, das ist natürlich Blödsinn. Aber ich finde es eigentlich ganz reizvoll, wenn noch ein bisschen was nachhallt. Wenn man das Buch zuklappt und nicht sofort wieder in der Realität ist, sondern sich noch ein paar Gedanken darüber macht, wie man das jetzt eigentlich gefunden hat.
 

Das war auf jeden Fall ein Buch, worüber man im Nachhinein noch geredet hat, aber sich jeder die Geschichte auch anders "weiter gesponnen hat".

Ja, auf jeden Fall. Das ist schon ein sehr besonderes Buch für mich. Es unterscheidet sich auch von allen anderen Büchern, die ich geschrieben habe, weil ich wirklich das Gefühl hatte, dass ich mir diese Geschichte nicht ausdenke, sondern sie irgendwie schon die ganze Zeit da war und ich sie nur aufschreibe. Sie war wirklich von heute auf morgen da. Ich hab einfach eines Tages die Idee gehabt, mehr oder weniger komplett im Kopf, hab mich sofort hingesetzt und habe es sofort runtergeschrieben. Ich lag oder saß die ganze Zeit im Bett, was normalerweise nicht mein Arbeitsplatz ist, und habe die ganze Zeit lang ein und dieselbe CD auf repeat gehört. Wochenlang. Und habe mich auch aus dem Bett nicht mehr raus bewegt. Das war wirklich ein Trip. Es war alles sehr mystisch, es war so, als hätte Brittanys Geist von mir Besitz ergriffen... Ich fühlte mich schon sehr abgehoben von Raum und Zeit. Das war schon sehr besonders. Also, wenn das immer so laufen würde, wäre das wirklich cool. Das war auch ein Buch, das völlig ohne Probleme lief, die erste Fassung saß. Das hat richtig gut geklappt.
 

NebelbergDie Geschichte mit dem "Nebelberg". Du hast vorhin gesagt, dass du nicht verstehst, warum die Leute das Buch so mögen. Wir mögen es auch sehr, für uns ist es ein echtes Urlaubsbuch, welches eindeutig von seiner tollen Atmosphäre lebt. Man konnte sich unheimlich gut hinein versetzen. Das war so detailliert geschrieben, als wenn du selbst kurz vorher im Wanderurlaub gewesen wärest.

Ja, war ich auch. Es gab diesen Urlaub mehr oder weniger genau so, wie ich ihn beschrieben habe, natürlich ohne Nebelphantom. Den Wecker, der dann im Schlafsack auftaucht, habe ich geklaut, und noch ein paar andere Sachen.
 

Der Wecker ist ein bisschen wie ein Running-Gag, der sich durch die gesamte Geschichte zieht.

Ja, genau, die Sache, dass sich irgendwas in diesem Schlafsack wieder findet, hatte sich tatsächlich in diesem Wanderurlaub ergeben, da hab ich irgendetwas anderes gesucht, die Sonnencreme oder so, drei Tage lang, und am Ende fand ich sie im Schlafsack wieder. Auch das war ein reales Erlebnis: Ich bin mit Freunden durch Frankreich gewandert, durch die Auvergne. Wir hatten ein, zwei richtige Nebeltage, die genauso waren wie der Anfang vom Nebelberg. Eine Mitwanderin lief vor mir, und weil es so nass war, hatte sie so ein Regencape um, was noch über ihren Rucksack drüber ging. Das sah im Nebel sehr gespenstisch aus. In dem Moment dachte ich: Hey, ein Nebelphantom, mein nächstes Buch! So war das.
 

Die Idee mit dem Reisetagebuch gefiel uns auch ganz klasse, weil es so was vorher eben noch nicht gab.

Das hat auch einen realen Hintergrund, weil ich so was selber mache. Reisetagebuch schreiben. Nicht unbedingt in jedem Urlaub, aber bei einigen. Nichtsdestotrotz, auch wenn ich es von der Stimmung her sehr mag, finde ich das Buch inhaltlich nicht so überzeugend. Deswegen wundere ich mich, dass die Leute es mögen. Ich finde es spannend zu sehen, was bei den Leuten ankommt und warum, und dass es nicht immer darum geht, ein besonders überraschendes Ende zu haben, sondern dass man auch mit anderen Sachen punkten kann. Das finde ich sehr interessant.
 

Die sieben ToreNoch so ein Buch, was uns sehr gut gefällt. Die Idee mit den "sieben Toren", war das von Anfang an geplant, dass damit keine richtigen Tore, sondern Narren gemeint sein sollen?

Eigentlich lasse ich mir jetzt viel zu sehr in die Karten gucken. Aber nein, es war mir nicht klar. "Die sieben Tore" hat auch eine ganz lange Hintergrundgeschichte, und zwar hatte ich den Titel schon ewig und drei Tage im Kopf, also bestimmt fünf Jahre lang, in denen ich immer wieder dachte, ein Buch müsste mal "Die sieben Tore" heißen. Das war aber auch alles, was ich wusste. Ich kannte nur den Titel. Ich habe dann immer wieder nach einer Idee dafür gesucht, habe aber keine gefunden. Dann war ich im Urlaub in Marokko und habe in Marrakesch vor einem Palast gestanden, der ein riesiges Eingangstor hatte. Dieses Bild von diesem riesigen Tor, viel zu groß für dieses Gebäude! Ich dachte, wer baut so was, warum, was soll das? Dann war mir klar: Hey, das ist das erste meiner sieben Tore! Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, was sich dahinter verbirgt, das war nur die Idee für das erste Kapitel. Der Rest hat sich irgendwie ergeben. Dass es Toren sind und keine Tore, war mir auch nicht klar.
 

Das Auge des Drachen"Das Auge des Drachen" war für uns doch irgendwie ein bisschen wie eine Märchengeschichte. Bei der Record-Release-Party hatten wir dich gefragt, ob das kleine Mädchen (die Tochter einer Freundin), sozusagen Pate für Emily stand, und das hast du ja auch bejaht. Abgesehen von der tollen Story über die Tetrachromatinnen wollten wir fragen, ob noch andere Familienmitglieder oder Freunde Pate standen für Figuren in deinen Geschichten.

Ein bisschen ja, aber nie so massiv wie bei Emily. Das war wirklich genau sie. Ich habe sie praktisch in diese Geschichte gesetzt und Emily genannt. Ansonsten leihe ich mir schon mal besondere Merkmale oder Charaktereigenschaften von irgendwelchen Freunden oder Bekannten aus und baue die irgendwo ein. Aber selten so explizit.
 

Die Villa der TotenIn der Geschichte "Die Villa der Toten" haben wir es ja mit einem sagen wir mal Beinahe-Mord zu tun...

Genau, wobei - ist es ein Beinahe-Mord?
 

... es könnte ein Mord oder doch ein Unfall gewesen sein. Gibt es etwas an der Art der drei ???-Geschichten, was du gerne ändern würdest, was aufgrund der Vorgaben auch vom Verlag aus nicht möglich ist, z. B. dass es speziell in dieser Geschichte von Anfang an ein klarer Mordfall ist?

Schwierig. Wie soll ich das jetzt beantworten...
Mir ist klar, dass Morde bei den drei ??? nichts zu suchen haben, und deswegen finde ich es auch nicht tragisch, dass es diese Vorgabe gibt, im Gegenteil. Der Verlag muss mir das nicht dauernd sagen oder mich regelmäßig darauf hinweisen, das ist schon völlig logisch. Wenn es meine Serie wäre, wenn ich sie erfunden hätte und sie nicht eine so lange Tradition hätte und so eine Riesen- Fangemeinde dahinter stehen würde, dann würde ich schon was daran ändern. Dann würde ich auch sicher ein wenig drastischer werden, aber das hat nur damit zu tun, dass ich auch gerne solche Geschichten erzählen würde. Aber eben nicht in diesem Rahmen. Das ist auch kein Problem für mich. Meine persönlichen Vorlieben, wenn es darum geht, Geschichten zu erzählen, decken die drei ??? nicht unbedingt komplett ab, da muss ich dann schon Abstriche machen, aber das ist in Ordnung.
 

Der finstere RivaleWie du vorhin schon erwähnt hast, ist "Der finstere Rivale" eine echte Gangstergeschichte für dich. Über die Kritik an dem Buch hinsichtlich des einen oder anderen Kraftausdrucks hatten wir ebenfalls schon gesprochen.

Ja. Der finstere Rivale hatte vor allem den Hintergrund, dass es mir auf die Nerven ging, dass meine letzten Bücher vor dem Rivalen alle sehr ruhig waren. Dass "Die Villa der Toten" und auch "Das Auge des Drachen" und vor allem "Die sieben Tore" ja fast schon statisch waren. Es gab kaum Tempo. Es gibt eine Verfolgungsjagd im "Auge des Drachen", das war es dann aber auch. Die drei Bücher sind sehr kammerspielartig auf engstem Raum, wo nicht viel passiert und nicht viel Bewegung ist. Dazu hatte ich überhaupt keine Lust mehr. Ich dachte: So, beim nächsten Mal drückst du wieder richtig aufs Gas, und das ist dann "Der finstere Rivale" geworden. Da wollte ich alles reinwerfen, gleich im ersten Kapitel 'ne Million in einem Koffer, 1000 Leute, die hinterher sind, und mittendrin Skinny Norris. Das war der Anstoß für diese Geschichte. Ich wollte einfach mal wieder ein bisschen mehr das Tempo anziehen, weil ich auch ein wenig neidisch auf Ben Nevis wurde. Der hatte in dem Zeitraum sehr temporeiche Geschichten geschrieben, z. B. "Der Schatz der Mönche", was eine irre Geschwindigkeit an den Tag legt. Ich finde es großartig. Auch "Tal des Schreckens" hat ein super Tempo. Und ich dachte, was Ben Nevis kann, kann ich auch... Ich fand den "Schatz der Mönche" dann allerdings klar besser als den "Finsteren Rivalen".
 

Der geheime SchlüsselIm Buch "Der geheime Schlüssel" ist eine Widmung für deinen Bruder enthalten. Hast Du noch weitere Geschwister?

Ich habe genau einen Bruder.
 

Die Idee mit den Mobimecs. Wir haben uns immer und immer wieder darüber unterhalten und sind zu dem Ergebnis gekommen, die muss es geben, das kann sich doch niemand ausdenken. Gibt es so etwas tatsächlich, ist dein Bruder ein Bastler, oder was genau hat es damit auf sich?

Diese Frage würde ich gerne im Nebel des Mysteriums versinken lassen. Ich kann nur sagen: Es gibt die Mobimecs, mein Bruder hat sie mir auch gezeigt, aber mehr kann ich dazu leider nicht sagen.

Das ist völlig in Ordnung.

Ohne meinen Bruder wäre ich nicht darauf gekommen, und er hat sie mir praktisch präsentiert. Dabei muss ich es belassen. "Der geheime Schlüssel" war übrigens das Buch, für das ich bisher am längsten gebraucht habe.

 
Wegen der Rätsel, oder...

Gar nicht mal so wegen der Rätsel an sich. Ich war etwa bis zur Seite 100 gekommen und hatte bis dahin exakt ein Rätsel, und dann bin ich, bevor ich das Finale schreiben wollte, alles noch mal durchgegangen, damit ich wusste, was noch kommen muss. Ich habe es also gelesen und dachte: Nett, aber mehr auch nicht. Irgendwie passt das alles noch nicht. Dann habe ich überlegt, was die Stärken in dieser Geschichte sind - die Mobimecs und die Rätsel. Was sind die Schwächen? Eine endlos ausgewalzte Familiengeschichte, die niemanden interessiert. Also habe ich diese Familiengeschichte auf das Nötigste eingedampft und dafür noch zehn Mobimecs und fünf Rätsel oder so eingebaut. Leider ging damit mein Konzept komplett den Bach runter. Und das zu retten hat mal richtig lange gedauert. Also, da habe ich fünf Monate dran gesessen. Das hat mich wirklich an den Rand der Verzweifelung getrieben. Ich finde es gut, es ist eigentlich richtig gut geworden, aber es war zwischendurch überhaupt nicht absehbar, dass es überhaupt was wird. Ich war mehrere Male kurz davor zu sagen: Ich mach was Neues, es gibt keine Mobimecs. Es war wirklich haarscharf davor, dass es nie ein Buch geworden wäre. Ich hab mich wirklich durchgekämpft in den letzten Wochen, dass es keine Freude war. Weder für mich noch für mein Umfeld, weil alle mitleiden mussten. So möchte ich nie wieder ein Buch schreiben, auch wenn ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Der Entstehungsprozess war kein Spaß.

 
Die letzte Frage, dir wir hätten, wurde von einer ganz fleißigen Userin unserer Seite an uns herangetragen. In der Geschichte "Der geheime Schlüssel" wird erwähnt, dass sich Justus und Lys getrennt haben. War das deine eigene Idee und mit den anderen Autoren abgesprochen?

Eigentlich war es mehr oder weniger abgesprochen. Ich habe irgendwann mal in die Autorenrunde die Frage geworfen, was wir jetzt mit den Freundinnen machen. Wir mussten da eine klare Linie reinbringen. Ich hatte schon ein paar Ideen, wer drin bleiben soll und wer nicht. Beispielsweise Ben Nevis hat sich für Kelly ausgesprochen, von ihr wollte er sich nicht komplett verabschieden. Dann haben wir gesagt: O.k., Kelly bleibt. Die anderen beiden brauchen wir aber wirklich nicht mehr. Und ich wollte es richtig thematisieren und nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. In der Urfassung von "Der geheime Schlüssel" war auch alles ein bisschen ausführlicher beschrieben, aber das ist dann leider der Schere zum Opfer gefallen. Die Endfassung war eigentlich 150 Seiten lang, da mussten dann noch knapp 30 Seiten rausfliegen.

Ist das eigentlich sehr schwer?

Ja, das war sehr schwer, vor allem in diesem Fall, weil das Buch eh schon so voll gepackt ist mit Informationen, da musste ich schon viel dran herumbasteln. Das fällt auch auf, wenn man das Buch aufschlägt, dass die Kapitel fast immer unten auf der Seite enden. Da schiebt man dann endlos lange hin und her, bis man den Platz optimal ausgenutzt hat.
 

Wir stellen uns das im Allgemeinen sehr schwer vor, wenn man ein schönes Buch schreibt, von dem man wirklich überzeugt ist. Tut da nicht jede Seite weh, die man weglassen muss?

Eigentlich tut es schon weh, aber ich muss sagen: Kürzen macht ein Buch eigentlich nie schlechter, sondern immer besser. Wenn man kürzen muss, ist das natürlich sehr blöd, aber wenn man auch wirklich noch kürzen kann (und man kann erstaunlicherweise immer kürzen!), ist das eigentlich immer zum Vorteil. Wenn man also zehn Seiten rauskürzen kann, hat es der Geschichte noch nie geschadet, im Gegenteil. Deswegen ist das auch in Ordnung.
 

Spur ins NichtsKommen wir zu deinem neuen Buch "Spur ins Nichts", welches jetzt im Frühjahr erscheint. Was erwartet uns, kannst du uns schon etwas abseits des Klappentextes verraten?

Tja, was kann ich verraten? Es wird eine mystische Geschichte. Nicht im Sinne von gruselig, Geistererscheinungen oder so, aber schon mystisch, weil man sehr lange überhaupt nicht weiß, was überhaupt los ist. Das war auch der Urgedanke. Ich dachte, was passiert eigentlich, wenn Justus eines Morgens aufwacht und nicht mehr weiß, wo er ist und wie er da hingekommen ist? Das war die Ausgangsidee, und darauf baute sich der Rest auf. Viel mehr kann ich aber noch nicht verraten.
 

Wir vermuten mal, dass es keine von unseren Fragen gab, die dir noch nicht in irgendeiner Form gestellt wurde. Gerade deshalb bedanken wir uns ganz herzlich bei dir für deine Geduld. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht.

Gern geschehen! Mir auch!

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